Gestalttherapie
"Von der Psychotherapie erwartet man wohl, daß sie ´Menschen anpasst und sie wieder in das gesellschaftliche Joch einspannt´. Gestalt versucht, angepaßte Menschen, die in ihrem Joch nicht glücklich sind, wieder auf eigene freie Füße zu stellen.”
Bruno-Paul de Roeck in "Gras unter meinen Füßen"
Die Gestalttherapie ist ein ganzheitlicher Psychotherapieansatz und hat ihre Wurzeln in der humanistischen Therapie und der Psychoanalyse. Der Mensch wird als Einheit von Körper, Seele und Geist gesehen. Der Begriff „Gestalt“ stammt aus der Gestaltpsychologie und hat erstmal nichts mit Gestaltung oder Kunst zu tun! In der Gestalttherapie wird der Begriff der Gestalt gleichbedeutend verwendet mit „Ganzheit“. So versucht der Mensch seine Wahrnehmungen immer zu sinnvollen Einheiten – Gestalten – zusammenzubringen. Perls, der Begründer der Gestalttherapie, ging davon aus, dass viele Menschen in ihrem Erleben und ihrem Inneren „zersplittert“ sind und ihnen die Ganzheit fehlt. Sie erleben dadurch auch nur Teile ihrer selbst und sich selbst nicht als Ganzes. Dieser Mechanismus des "Zersplitterns" oder auch "Verkapselns" setzt häufig dann ein, wenn wir (als Kind) einschneidene Erlebnisse haben und schützt uns davor an gewissen Dingen zu zerbrechen. Manchmal jedoch, wenn der Organismus eine Heilung der Verletzung für notwendig hält, entwickelnt wir Symptome, die auf sie hinweisen. Wir reagieren oder empfinden in einigen Situationen vielleicht anders, als die aktuelle Situation es rechtfertigen würde. Viele Muster, die sich über Jahre entwickelt haben, waren zu einer Zeit des Lebens überlebensnotwendig und haben uns wahrscheinlich vor Schlimmerem bewahrt. Trotzdem kann es sein, dass manche dieser Muster heute störend sind, da sich unser Leben verändert hat, die inneren Mechanismen und Reaktionsweisen aber die gleichen geblieben und fest in uns verankert sind. Denn was damals die die Schutzburg des Kindes war, wird im Erwachsenenleben häufig zum Gefängnis.
Ziel der Gestalttherapie ist es daher, dem Menschen zu helfen, sich seiner verdrängten, unbewussten Teile bewusst zu werden, sie zu akzeptieren und zu integrieren und so zu einer neu gewonnenen Ganzheit zu verhelfen, sodass nach und nach Heilung geschehen kann. Die Therapeutin nimmt in diesem Prozess eine Rolle der Begleiterin oder Unterstützerin ein, die gemeinsam mit dem Klienten auf Entdeckungsreise geht.
Weiterführende Links und Literatur:
- Gras unter meinen Füßen: Eine ungewöhnliche Einführung in die Gestalttherapie von Bruno-Paul de Roeck (7. November 1985)
- Dachverband Gestalttherapie: www.dvg-gestalt.de