Shinrin Yoku

Die Theorie hinter dem Waldbaden Waldbaden kommt ursprünglich aus Japan. Hier tauchte 1982 zum ersten Mal der Begriff „Shinrin Yoku“ auf, was übersetzt so viel heißt wie „Baden in der Waldluft“ oder kurz Waldbaden. Das japanische Ministerium für Landwirtschaft, Forsten und Fischerei beschrieb mit Shinrin Yoku den Kontakt mit und unter der Atmosphäre des Waldes. Es ist das achtsame, absichtslose Schlendern und Verweilen im Wald, bei dem alle Sinne geöffnet werden. Erst 2004 wurde damit begonnen die therapeutische Wirkung von Wäldern auf die menschliche Gesundheit wissenschaftlich zu untersuchen. So kamen die WissenschaftlerInnen zu dem Ergebnis, dass ein Waldbadeausflug Stress reduzieren und einen entspannten Zustand herbeiführen kann (Qing Li, 2018). Das heißt ein Waldbad kann zur Regulation des autonomen Nervensystems beitragen. Die sympathische Aktivität des Nervensystems sinkt, während die parasympathische Aktivität steigt (z.B. Senkung des Blutdrucks, Zunahme der Herzfrequenz-Variabilität, Vertiefung der Atmung, verbesserter Schlaf). Die Konzentration des Stresshormons Cortisol im Speichel sowie die Konzentration von den beiden Stresshormonen Adrenalin und Noradrenalin im Urin waren nach einem Waldbadeaufenthalt reduziert. Auch gibt es Studien, die nachweisen konnten, dass sowohl Schlafquantität als auch Schlafqualität durch ein zweistündiges Waldbad verbessert wurden und sich die Stimmung nach einem zweistündigen Waldbad verbessert (vgl. Qing Li, 2018). Ferner hat der Besuch eines Waldes positive Auswirkungen auf das Immunsystem. So fand Qing Li (2018) heraus, dass nach einem Aufenthalt von 3 Tagen und 2 Nächten im Wald die Aktivität von natürlichen Killerzellen [NK] signifikant anstieg. Bei den sogenannten Killerzellen handelt es sich um weiße Blutzellen, die Zellen, die mit einem Virus infiziert sind oder Tumorzellen, angreifen und töten können. Der Anstieg dieser Killerzellen war sogar noch 30 Tage nach dem Besuch im Wald im Blut nachweisbar (Qing Li, 2018). Ulrich (1984) fand in einer Studie heraus, dass PatientInnen nach einem chirurgischen Eingriff unterschiedlich schnell entlassen werden konnten, in Abhängigkeit davon, was sie beim Blick aus ihrem Zimmerfenster sahen. PatientInnen die auf Bäume blickten, brauchten weniger Schmerzmittel, hatten eine bessere Stimmung und konnten schneller entlassen werden, als 6 PatientInnen, die auf eine Ziegelmauer blickten. Die Ergebnisse dieser Studie konnten in späteren Studien repliziert werden. Eine Studie in den USA kam zu dem Ergebnis, dass sich Naturverbindung positiv auf Gedächtnis und Aufmerksamkeit auswirkt. So konnte in der Studie gezeigt werden, dass sich Menschen nach einem Spaziergang unter Bäumen 20 Prozent mehr merken konnten als nach einem Spaziergang in verkehrsreichen Straßen (Berman, Jonides, & Kaplan, 2008). In verschiedenen Studien konnte nachgewiesen werden, dass die Natur das Vertrauensvermögen, die Hilfsbereitschaft und das Mitgefühl von Menschen stärken kann (z.B. Wei Zhang et al., 2013). WissenschaftlerInnen haben außerdem herausgefunden, dass bereits das Anschauen der DVD Planet Erde zu mehr Mitgefühl und Hilfsbereitschaft der ProbandInnen führte (Qing Li, 2018). Mittlerweile verordnen Ärzte in Japan ihren PatientInnen shinrin yoku und auch hier ist Waldbaden als Präventionskurs von den Krankenkassen anerkannt wie z.B. Yoga oder Qi Gong.


Doch wodurch wirkt der Wald?

Zum einen ist die Luft im Wald sauerstoffreicher, zum anderen ist die Waldluft voller Phytonzide. Phytonzide sind natürliche Öle, die in Pflanzen und Bäumen enthalten sind und zum Abwehrsystem der Bäume gehören. Durch das Absondern von Phytonziden schützen sich die Bäume vor Bakterien, Insekten und Pilzen. Außerdem können die Bäume durch die Phytonzide miteinander kommunizieren (Qing Li, 2018). Es wurden mittlerweile 2000 verschiedene sogenannte Baumvokabeln ermittelt. Hauptbestandteil der Phytonzide sind die Terpene, die den Duft ausmachen, den wir im Wald wahrnehmen. Durch verschiedene Studien konnte mittlerweile nachgewiesen werden, dass es tatsächlich die Phytonzide sind, die zu einer Regulierung des autonomen Nervensystems beitragen und die Aktivität und Anzahl der Killerzellen steigern (Qing Li, 2018). Bereits 100 Meter vom Waldrand ist der Lärm nur noch halb so stark. Außerdem hat die Farbe grün eine beruhigende Wirkung. Die Farbe grün gilt als wichtigste Heilfarbe. Braun wirkt zu dem erdend, wärmt, stabilisiert und wirkt ausgleichend.



Literaturverzeichnis
Berman, M. G., Johnides, J., & Kaplan, S. (2008). In „The Cognitive Benefits of Interacting with Nature“.
Qing Li (2018). In „Die wertvolle Medizin des Waldes – Wie die Natur Körper und Geist stärkt“. Ulrich, R. S. (1984). In „View through a Window May Influence Recovery from Surgery“.
Wei Zhang, J. et al. (2013). In „An Occasion for Unselfing: Beautiful Nature Leads to Prosociality“.